Psychoanalytisches Seminar, Saison 2007 – 2008

Jacques Lacan (1931)

Ein Vorschlag von Michèle JUNG für eine Arbeitsgruppe

Version française

Im Jahre 2006 haben wir diesen Aphorismus von Lacan in Deutsch übersetzen wollen : « L’inconscient est structuré comme un langage ». Aus einer gemeinsamen Überlegung heraus haben wir uns entschieden, « comme » mit « als » und nicht mit « wie » zu übersetzen. « Comme » war das Wort, das in Frage gestellt war.

Im Jahr darauf haben die Beiträge eines jeden unsere Aufmerksamkeit auf das Wort «inconscient » umgelenkt. Und — an diesem Platz des Aphorismus — hat sich der Begriff « préconscient » aufgedrängt.

Dieses Jahr werden wir « unsere Rückkehr zu Freud » machen, und — der Sprache, in der er schreibt möglichst nahe bleibend — an der Unterscheidung, die er zwischen dem « Vorbewußten » und dem « Unbewußten » macht, arbeiten.

Dieses Seminar findet jeden dritten Montag im Monat bei Michèle Jung in Avignon (Frankreich) statt.

Erste Sitzung am Montag 21. Januar 2007 um 20 Uhr

Contact : Michèle Jung : michele.jung@kleist.fr

Wir werden mit den folgenden Texten arbeiten :

  • « Zur Psychologie der Traumvorgänge », in : Die Traumdeutung, kapitel VII. (Besonders den Begriff von « Zielvorstellung »).
  • Das Unbewußte, 1915
  • Zur Technik der Psychoanalyse und zur Metapsychologie, Wien, 1924.
  • Aus den Anfängen der Psychoanalyse. Brief an Wilhelm Fließ, vom 6. Dezember 1896.
  • Und andere…

Synthèse der Arbeit von Januar bis Juni 2008

d.h. 6 Sitzungen

Wie in der Vorstellung unseres Seminar 2008 angekündigt, haben wir — um der Sprache Freuds möglichst nahe zu bleiben — an seiner Differenzierung zwischen dem Vorbewußten und dem Unbewußten gearbeitet. Wir haben die 6 ersten Kapitel von Zur Technique der Psychoanalyse und zur Metapsycholgie (Internationaler Psychoanalytischer Verlag. Leipzig, Wien, Zürich, 1924) gelesen und kommentiert.

Im Lange der Sitzungen haben wir den Text verbalisiert mit dem Ziel, die notwendigen Wörter in eine allgemein verständliche französische Übersetzung zu übertragen.

Im Kapitel: « Die Vieldeutigkeit des Unbewußten und der topische Gesichtpunkt », und besonders in den Seiten 209 und 210, schreibt Freud :

« In positiver Darstellung sagen wir nun als Ergebnis der Psychoanalyse aus, daß ein psychischer Akt im allgemeinen zwei Zustandsphasen durchläuft, zwischen welche eine Art Prüfung (Zensur) eingeschaltet ist. In der ersten Phase ist er unbewußt und gehört dem System Ubw an ; wird er bei der Prüfung von der Zensur abgewiesen, so ist ihm der Übergang in die zweite Phase versagt ; er heißt dann « verdrängt » und muß unbewußt bleiben. Besteht er aber diese Prüfung, so tritt er in die zweite Phase ein und wird dem zweiten System zugehörig, welches wir das System Bw nennen wollen. Sein Verhältnis zum Bewußtsein ist aber durch diese Zugehörigkeit noch nicht eindeutig bestimmt. Er ist noch nicht bewußt, wohl aber bewußtseinsfähig (nach dem Ausdruck J. Breuer), d. h. er kann nun ohne besonderen Widerstand beim Zutreffen gewisser Bedingungen Objekt des Bewußtseins werden. Mit Rücksicht auf diese Bewußtseinsfähigkeit heißen wir das System Bw auch das « Vorbewußte ». Sollte es sich herausstellen, daß auch das Bewußtwerden des Vorbewußten durch eine gewisse Zensur mitbestimmt wird, so werden wir die Systeme Vbw und Bw strenger voneinander sondern. Vorläufig genüge es festzuhalten, daß das System Vbw die Eigenschaften des Systems Bw teilt, und daß die strenge Zensur am Übergang vom Ubw zum Vbw (oder Bw) ihres Amtes waltet ».

Unserer Meinung nach haben wir eine befriegende Definition des « Vorbewußten » gefunden ; im Juni blieben uns jedoch noch einige Kapitel zu überarbeiten. Wie werden das im Januar 2009 in unserem Seminar wiederannehmen.

Michèle Jung

Avignon, le 20 octobre 2008